Analyse und Zertifizierung

"Die Kunden begleiten"

Ein Artikel von Andrea Sturm | 13.04.2021 - 15:08
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Alles für die Lebensmittelsicherheit: Das Hygienicum bietet integrierte Lösungen. © Hygienicum

Bei der Gründung 1998 als medizinisches mikrobiologisches Labor konzipiert, erkannte man im Hygienicum bald die Themen der Zeit. Binnen Kurzem kamen die Gebiete Arbeitshygiene und Schädlingsbekämpfung hinzu, und um die Jahrtausendwende spezialisierte man sich mit der Akkreditierung als Lebensmittelprüflabor und dem Angebot von IFS-Audits auf den Lebensmittelbereich.

„In normalen Jahren sind etwa 90 Prozent unserer Kunden Betriebe aus der  Lebensmittelbranche. 2020 war etwas anders, weil wir als medizinisches Labor auch Coronatests anbieten konnten”, erzählt der Hygienicum- Geschäftsführer Dr. Michael Stelzl. Er hat das Hygienicum als kleines, spezialisiertes Labor mitbegründet. Mittlerweile ist das Unternehmen auf 115 Mitarbeiter angewachsen und Teil der GBA Group, die von Hamburg aus international tätig ist.

Analyse und die Folgen

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Immer am Puls der Zeit: Hygienicum-Geschäftsführer Dr. Michael Stelzl. © Hygienicum

Eine ganzheitliche Herangehensweise ist Michael Stelzl wichtig. „Bei uns bekommt der Kunde nicht nur das Analyse-Ergebnis einer Lebensmittelprobe. Wir begleiten ihn bei Bedarf auch in der Fehlersuche, in der Schadensbehebung und im permanenten Verbesserungsprozess”, betont er, „das unterscheidet uns von alleinstehenden Laboren.”

Dabei steht das Vertrauen im Mittelpunkt. „Wir müssen über Fehler reden können”, so Stelzl, „sonst gibt es keine Verbesserung.” Mit Strukturen und Routinen für alle Bereiche der Hygiene und für die Qualitätssicherung ist das Hygienicum für die Kunden so oft ein Langzeitbegleiter, was vorteilhaft ist, weil Abläufe sowie Stärken und Schwächen nicht nur punktuell, sondern  laufend betrachtet und bewertet werden können.

Zertifizierung als Chance

Ähnlich ist auch die Herangehensweise im IFS-Zertifizierungsprozess. Eine Zertifizierung, nur um sich die Urkunde an die Wand zu hängen, ist aus der Sicht von Michael Stelzl nicht  zielführend. Am Anfang eines Auditierungsprozesses steht eine umfassende Analyse.

„Wir erstellen kein Angebot, bevor wir den Betrieb gesehen haben”, betont Stelzl, „es ist wichtig, die vorhandenen Abläufe und die bestehenden Maßnahmen zu kennen.” Beim Erstkontakt wird erhoben, welche Systeme bereits vorhanden sind, wie gut sie funktionieren, und welche Routinen und Tools erst noch entwickelt werden müssen. „Unser Angebot ist wie ein Maßanzug, der noch zugerichtet werden musss”, so Stelzl, „dabei ist es wichtig, dass alle Beteiligten bis zur obersten Spitze mit an Bord sind.”

Das Bewusstsein für die Vorteile einer IFS-Zertifizierung ist mit den Jahren gestiegen. „Anfangs gab es deutlich mehr Firmen, die wollten ‚das Zertifikat und sonst nix’, mittlerweile haben sich aber die Vorteile für den Betrieb auch schon herumgesprochen”, erzählt Stelzl. „Zudem gibt es eine junge Generation an FH- und UNI-Abgängern, die die Grundlagen schon in der Ausbildung gelernt haben und deshalb von vornherein einen anderen Zugang haben.”

Keine Frage der Betriebsgröße

Sowohl die IFS-Zertifizierungen als auch die Zertifikate der unterschiedlichen Handelsketten können auch für kleinere Betriebe eine Chance zur Verbreitung ihrer Produkte bieten. Aber  können etwa Jungunternehmen mit wenigen Mitarbeitern so eine Aufgabe überhaupt meistern? Ja, meint Dr. Michael Stelzl: „Wir betreuen nicht nur Industrie und Gewerbe, sondern auch Kleinbetriebe und Start-ups. Es kommt immer wieder vor, dass Einzelne mit einer Produktidee anfangen und das auch schaffen.” Ein erleichterter IFS-Einstiegsstandard und Spezialprogramme für den Markeneinstieg bei Handelsketten bieten die Möglichkeit, mit wenig Aufwand ausbaufähig durchzustarten.

Den gesetzlichen Vorgaben muss jeder Betrieb entsprechen, die Qualitätssiegel und Eigenmarken der Handelsketten haben aber noch einmal einen richtigen Schub in Sachen Qualität und Lebensmittelsicherheit gebracht, ist Stelzl überzeugt. „Der Handel ist mittlerweile größter Auftraggeber geworden, die Anforderungen übersteigen die amtlichen Vorgaben deutlich”, erklärt er. „Wo die Behörde vorwiegend Sicherheit für die Verbraucher verlangt, will der Handel auch nachvollziehbare, hohe Qualitätsstandards etablieren. Heute ist der Lebensmittelhandel tatsächlich die treibende Kraft.”

Noch nie so sicher wie heute

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Mit allen Analyse-Wassern gewaschen: Das Labor der Grazer Hygiene-Spezialisten. © Hygienicum

Mit Standards wie HACCP, IFS und anderen Sicherheits- und Qualitätsmanagementprozessen hat die Lebensmittelsicherheit ein bisher nie dagewesenes Niveau erreicht. Diese Information entspricht allerdings nicht immer der Konsumentenwahrnehmung, hat Michael Stelzl festgestellt: „Die häufigeren Nachrichten über Produkt-Rückrufe verunsichern beispielsweise einen Teil der Konsumenten. Aber in Wirklichkeit sind sie ein gutes Zeichen, denn sie zeigen funktionierende Prozesse. Früher hat man Mängel vielleicht gar nicht bemerkt, oder die Produkte trotz erkannter Mängel eben nicht zurückgerufen.”

Die stetige Ausweitung und Änderung der gesetzlichen Vorgaben mag Unternehmern lästig erscheinen, sichert aber auch die Zukunftsfähigkeit heimischer Lebensmittel. Auch das Spezialgebiet von Dr. Michael Stelzl ist unter den Lebensmittelsicherheits-Dauerbrennern.

„Es gibt jährliche Auswertungen der häufigsten Abweichungen vom IFS-Standard in Unternehmen”, erzählt er, „die Schädlinge sind da immer vorne dabei.” Auch auf diesem Themengebiet muss man sich an die aktuellen Anforderungen anpassen. „Einige der wirksamsten Mittel dürfen heute nicht mehr eingesetzt werden – richtigerweise, denn sie können auch für den Menschen schädlich sein”, so Stelzl, „da muss man am Ball bleiben und gangbare Alternativen finden und anbieten.” Böse ist er darüber nicht: „Wir leben natürlich auch von der Änderung, von neuen Erkenntnissen und Themen, die es immer wieder  umzusetzen gilt.”

www.hygienicum.at