Mit der Einführung der neuen Pfandverordnung für Getränke-Kunststoffflaschen und Metalldosen ab 1. Jänner 2025 macht Österreich einen entscheidenden Schritt hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Ziel ist es, im ersten Jahr eine Rücklaufquote von 80 Prozent zu erreichen, die bis 2027 auf 90 Prozent gesteigert werden soll. So wird Österreich bereits vor 2029 die EU-Vorgaben mit einem Sammelziel von 90 Prozent durch ein gut funktionierendes und effizientes Pfandsystem erfüllen.
„Die Einführung des Pfandsystems in Österreich ist ein bedeutender Schritt, um die Kreislaufwirtschaft in der Getränkeindustrie nachhaltig aufzubauen und gleichzeitig das Littering, also das unachtsame Wegwerfen von Abfällen in die Natur, zu reduzieren“, so Monika Fiala und Simon Parth, Geschäftsführung von Recycling Pfand Österreich. „Unser Ziel ist es, ein höchst effizientes und serviceorientiertes System aufzubauen, das eine reibungslose Abwicklung des Einwegpfands für die Konsument:innen garantiert.“ Die EWP Recycling Pfand Österreich gGmbH kümmert sich als zentrale Stelle um alle organisatorischen und strukturellen Agenden des Einweg-Pfandsystems.
Gemeinsam an einem Strang
Der österreichische Handel, die Getränkeindustrie, Interessensvertretungen und das Bundesministerium für Klimaschutz arbeiten gemeinsam an einem Ziel: der Umsetzung des Einweg-Pfandsystems. Der Lebensmittelhandel hat bereits einen Großteil seiner Rücknahmeautomaten in den Filialen für das Einweg-Pfandsystem umgerüstet. Auch der übrige Handel setzt sich intensiv mit der manuellen Rücknahme auseinander und trifft aktuell alle Vorbereitungen, um ab 2025 eine reibungslose Rücknahme zu gewährleisten. Gleichzeitig bereiten Getränkehersteller und -importeure ihre Produkte für das Pfandsystem vor und sorgen für die ordnungsgemäße Kennzeichnung mit dem Pfandsymbol. Seit Juni läuft zudem die Registrierung der Produkte und seit September die Registrierung aller Rücknehmer. „Durch die enge Zusammenarbeit aller Akteure schaffen wir die Grundlage für eine erfolgreiche Einführung des Pfandsystems“, so Fiala.
Über 80 Prozent der ÖsterreicherInnen befürworten das Einweg-Pfandsystem
Eine aktuelle Umfrage von marketagent im Auftrag von Recycling Pfand Österreich zeigt, dass mehr als 81 Prozent der österreichischen Bevölkerung das neue Pfandsystem befürworten. Dieses Ergebnis verdeutlicht, wie stark Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Umweltschutz in der Bevölkerung verankert sind. Die Menschen in Österreich sind bereit, ihren Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu leisten.
Weiters sind 70 Prozent der ÖsterreicherInnen der Meinung, dass das neue Pfandsystem einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz leisten wird. Genauso hoch (70 Prozent) ist die Zustimmung, dass das Littering, das achtlose Wegwerfen von Getränkeverpackungen in der Natur, deutlich reduziert wird. Das spiegelt sich auch in anderen Pfandländern wider: Es zeigt sich, dass in der Natur weggeworfene Pfandflaschen und -dosen nach und nach verschwinden.
Das Pfandsystem im Überblick
Das Pfand beträgt einheitlich 25 Cent. Dieser Betrag wird beim Einkauf eingehoben und bei der Rückgabe refundiert. Bepfandetes Leergebinde kann künftig überall dort zurückgegeben werden, wo Getränke in Kunststoffflaschen und Metalldosen mit einem Volumen zwischen 0,1 und 3 Litern verkauft werden. Ausgenommen sind Milchprodukte, Sirupe und medizinische Produkte. Ob Supermarkt, Bäckerei, Drogeriemarkt oder Gastronomiebetrieb – die Rücknahme erfolgt entweder über einen Rücknahmeautomaten oder manuell. Wichtig dabei: Die Gebinde müssen mit dem österreichischen Pfandlogo und einem Barcode gekennzeichnet, unzerdrückt, leer und mit lesbarem Etikett versehen sein.
„Mit einer der höchsten Supermarktdichten in Europa hat Österreich auch eine der höchsten Dichten an Rücknahmeautomaten. Somit können wir ein serviceorientiertes und auf die KonsumentInnen perfekt abgestimmtes Pfandsystem gewährleisten“, so Monika Fiala.
Kreislaufwirtschaft im Fokus
Die Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Baustein für eine nachhaltigere Zukunft. Die neue Regelung ermöglicht es, dass die wertvollen Rohstoffe im Kreislauf gehalten werden. „Flasche zu Flasche bzw. Dose zu Dose“ wird somit zur Realität: Die zurückgegebenen Gebinde werden gesammelt, sortiert und stehen den Produzenten erstmals wieder per Verordnung als Rohstoff zur Verfügung, was besonders in Hinblick auf die EU-Vorgabe des verpflichtenden Recycling-PET-Anteils wichtig ist. Diese besagt, dass ab 2025 alle Produzenten innerhalb der EU 25 Prozent recycelten Kunststoff in den Kunststoff-Getränkeverpackungen verarbeiten müssen.
Das neue Einweg-Pfandsystem garantiert also, dass jeder Akteur am Getränkemarkt Zugang zu hochwertigem recyceltem Material aus dem eigenen Kreislauf hat, was die Wettbewerbsfähigkeit steigert und die Abhängigkeit von neuen Rohstoffen reduziert. Pro Jahr sollen rund 2,2 Milliarden Kunststofflaschen und Metalldosen sortiert und das Recyclingmaterial in hoher Qualität in den Kreislauf zurückgeführt werden.
Der Recyclingweg: Von der Rückgabe bis zur Wiederverwertung
In der Logistik setzt Recycling Pfand Österreich auf bereits bestehende Strukturen, um eine effiziente Infrastruktur aufzubauen. Der Großteil, etwa 90 Prozent der bepfandeten Getränkeverpackungen, wird über das dichte Netz der Rücknahmeautomaten im Lebensmittelhandel gesammelt und abgewickelt. Die Automaten übernehmen die wichtige Aufgabe der Zählung und Kompaktierung der Gebinde. Diese kompaktierten Gebinde werden gesammelt und direkt über die bestehende Lieferlogistik der Handelsunternehmen auf der Rückfahrt von den Filialen in die Handelsläger gebracht, wo sie zu Ballen gepresst werden. Der große Vorteil: Es fallen keine zusätzlichen Transporte oder Abholfahrten an. Von den Zentrallägern des Handels werden die gepressten Ballen dann in die Sortieranlage gebracht. Durch die Ballenpressung kann hier logistisch optimiert gearbeitet werden und die anfallenden Transporte werden stark reduziert. „Da wir auf eine bestehende Lieferlogistik zurückgreifen können und den Großteil der Mengen in Ballen gepresst transportieren, ermöglichen wir ein sehr kosteneffizientes und umweltschonendes Pfandsystem“, ergänzt Simon Parth.
Auch bei der manuellen Rücknahme, die etwa zehn Prozent der Gebinde betrifft, setzt Recycling Pfand Österreich auf bereits bestehende Logistikpartner und arbeitet eng mit Getränkehändlern und -großhändlern zusammen. Die verschlossenen Sammelsäcke werden von den Tarifpartnern in der Regel bei den Anlieferungen Zug um Zug mitgenommen und in deren Läger gebracht und von dort gebündelt von EWP zu den Zählzentren transportiert, wo die Flaschen und Dosen gezählt, sortiert und verpresst werden. Vorteil für die manuellen Rücknehmer bei dieser Tarifpartnerlösung: Es gibt keine Wartezeiten durch Mindestmengen von vollen Säcken. Bereits ab einem vollen Sack wird dieser mitgenommen und kann bei jeder Lieferung an den Tarifpartner übergeben werden. Durch die Nutzung bestehender Lieferketten kann so die Abholung der Säcke effizient organisiert werden.
Der Großteil der gesammelten Gebinde der Automaten-Rücknahme sowie der manuellen Rücknahme wird voraussichtlich in der Sortieranlage „Ost“ landen, wo die Materialien nach strengen Kriterien sortiert und somit für das Recycling vorbereitet werden. Für den Standort „Ost“, der gleichzeitig Zählstelle und Sortieranlage ist, wurde die Firma Nemetz Entsorgung und Transport AG in Müllendorf im Burgenland beauftragt. Für die Betreibung der beiden Zählzentren „Nord“ in Vorchdorf in Oberösterreich bzw. „Süd“ in Dobl bei Graz ging der Zuschlag an das Unternehmen Ökopoint GmbH mit der Bietergemeinschaft Kerschner Umweltservice und Logistik GmbH & Cargoe GmbH. Für die Zählstelle „West“ laufen aktuell die letzten Verhandlungen.
Möchte der manuelle Rücknehmer die Rückgabe der Säcke nicht über einen Tarifpartner abwickeln, wird die Abholung über die Firma Ökopoint organisiert. „Wir von Ökopoint holen die Säcke im Rahmen unserer Touren ab, lagern sie zwischen und transportieren sie gebündelt direkt zu den Zählzentren. Über unseren Pressegroßvertrieb sind wir sechs Tage die Woche in jedem Ort in Österreich und können auf eine engmaschige, bestehende Logistik zurückgreifen“, so Reinhard Kerschner, Geschäftsführer Ökopoint GmbH und Kerschner Umweltservice und Logistik GmbH. „Wir freuen uns, dass wir einen Beitrag zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft leisten können und sind startklar für Jänner 2025.“
Registrierung läuft bereits auf Hochtouren
Sowohl Getränkeproduzenten und -importeure als auch die Rücknehmer der leeren Verpackungen müssen sich im EWP-Portal registrieren. Die Registrierungen laufen auf Hochtouren: rund 100 Produzenten und deren Produkte sind bereits im Portal erfasst. Seit dem 9. September ist auch die Registrierung der Rücknehmer in vollem Gange. „Für eine reibungslose Abholung und Abrechnung der zurückgenommenen Verpackungen ist es wichtig, dass sich alle Rücknehmer in unserem Portal registrieren“, erklärt Simon Parth.
Informationskampagne für KonsumentInnen ab Jänner 2025
„Wir wissen aber auch, dass ein Pfandsystem nur dann funktioniert, wenn wir die Konsument:innen auch abholen und informieren, daher starten wir bereits im vierten Quartal 2024 mit der Konsument:inneninformation über Social Media und die große Kampagne wird ab Jänner 2025 reichweitenstark die Bevölkerung informieren“, so das Geschäftsführer-Duo abschließend.
Weitere Informationen: recycling-pfand.at