WUNDERMITTEL IN  GRÜN UND BLAU

Zukunftsvision Mikroalgen

Ein Artikel von Andrea Sturm | 18.12.2019 - 17:10
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Lichtdurchflutete grüne Glasröhren, ein sanftes Rauschen, und nur wenn man ganz genau hinhört, auch ein leises Blubbern: Das Wachstum der Mikroalgen ist ein friedliches Geschäft. Die Anlage steht im burgenländischen Bruck an der Leitha. Dort etablierte der erfinderische Unternehmer Herbert Stava gemeinsam mit zwei Visionären das Projekt „ecoduna“ – eine neue Technologie zur nachhaltigen Produktion von Mikroalgen, um Biodiesel zu gewinnen.

Die Algen erwiesen sich als zu aufwändig für die Treibstoffgewinnung, haben aber noch wichtigere Qualitäten – sie bieten gesunde Omega-3-Fettsäuren ohne den Umweg über den Fisch und lassen sich in der Nahrung, als Nahrungsergänzungsmittel und in der Tierfütterung einsetzen. Heute befinden sich in den „Hanging Gardens“ von ecoduna 43.000 imposante Glasröhren, die sechs Meter hoch und zwei Millimeter dick sind und das ganze Jahr über grün blubbern.

Durch Photosynthese werden in einem geschlossenen System hier ganzjährig und 24/7 Mikroalgen produziert und geerntet. „ecoduna ist die weltweit erste Kombination aus Unternehmen und Forschungszentrum mit einer patentierten Technologie und einer industriellen Produktionsanlage. Algen sind unsere ganze Leidenschaft, weil sie ein hochwertiger Rohstoff sind, dessen vielseitige Eigenschaften wir gerade erst entdecken“, erklärt ecoduna-Vorstand Hannes Binder, „Algen eignen sich nicht nur als  Nahrungsergänzungsmittel, sondern auch für die Kosmetik-Industrie, für die Gastronomie, als gesunde Zugabe für Tierfutter, als Plastik-Ersatz, Biomasse-Dünger und vieles mehr.“

Demnächst präsentiert ecoduna ein einzigartiges Omega-3-Produkt aus Algen – eine vegane und nachhaltige Alternative zum Fischöl. Algen enthalten die essenziellen Omega- 3-Fettsäuren DHA und EPA, die der Mensch nicht selbst produzieren kann. Binder: „Wenn man für Omega-3-Fettsäuren nicht mehr Fische, sondern Algen züchtet, entlasten wir das Ökosystem. Unser nächster logischer Schritt ist daher die Vergrößerung des Unternehmens, um unsere Position als weltweiter Technologieführer in der industriellen Algenproduktion noch weiter auszubauen.“ Auch in puncto Unternehmensstruktur geht man bei ecoduna einen außergewöhnlichen Weg: „Wir haben mittlerweile über 700 Eigentümer, viele davon stammen aus Bruck an der Leitha und haben zum Unternehmen eine enge Bindung. Sie haben  nsgesamt etwa 30 Millionen Euro investiert.“ Für die Realisierung dieser weltweit einzigartigen Anlage wurde unter anderem eine Filtertechnik aus dem Weinbau und eine Trocknungstechnik aus der Milchindustrie für die Algenanwendung umgebaut.

Bis zu 100 Tonnen pro Hektar

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Grün und lichtdurchflutet: Zwischen den Wachstumsröhren der Algen spaziert man wie in einem gläsernen Wald.   © ecoduna

Dabei werden Mikroalgen wie Spirulina und Chlorella schonend und in einer geschützten Umgebung  ohne Zusatzstoffe vermehrt. Für die Produktion braucht es nur Sonnenlicht, österreichisches Trinkwasser, biogenes CO2  und ausgewählte Nährstoffe. Bereits nach vier bis sechs Tagen können die Algen geerntet  und anschließend innerhalb weniger Stunden schonend getrocknet werden.

Bio ist dabei kein Thema, denn Algen besitzen keine Wurzeln und können daher keine Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen. Hannes Binder: „Unsere Algen sind aufgrund ihrer Produktion im geschlossenen und hochreinen ecoduna System reiner als übliche Bio-Qualitäten am Markt, denn wir verwenden für unser Verfahren ausschließlich hochreine Nährstoffe.“