Ulrike Ablinger: „Wenn es so weitergeht, wird der Schweinepreis Richtung 2,50 Euro gehen.“ © Ablinger
Frau Ablinger, 90 Jahre sind ein sehr ordentliches Jubiläum. Sie selbst führen den Betrieb schon mehr als 25 Jahre. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Kurz gesagt, nichts wird einfacher. Verwaltung, Dokumentation und Produktion und Rezepte sind in den letzten Jahren relativ unverändert geblieben. Darauf sind wir eingestellt. Exorbitant gestiegen ist der gesamte Aufwand, die Produkte zu vermarkten, sich am Markt durchzusetzen und wirtschaftlich vertretbare Preise zu erzielen. Nicht zu vergessen die Personalmisere, die alle trifft und seit der Pandemie eine Herausforderung in einer bisher nicht gekannten Dimension ist. Vor einigen Jahren noch hatten wir bis zu 30Lehrlinge, heuer haben wir einen.
Wie begegnet man dieser akuten Personal- und Nachwuchsknappheit?
Wir nützen so gut wie alle Kanäle, um uns als Unternehmen bei jungen Menschen, aber auch bei potenziellen Mitarbeitern zu präsentieren. Das betrifft sowohl Social Media als auch Auftritte auf Berufsinformationsmessen sowie klassische Print-Inserate, aber auch die Mundpropaganda spielt eine Rolle.
Was ist aus Ihrer Sicht an diesem unerfreulichen Mangel schuld?
Ich denke, dass es eher ein gesellschaftliches und auch politisches Problem ist. Die meisten Eltern wollen, dass ihre Kinder maturieren, obwohl doch jede Handwerksausbildung heute eine bessere Basis für allfällige Karriereschritte ist als die Matura. Vor allem der Meistertitel sollte noch viel mehr wert und angesehen sein. Auch die Schulpolitik muss sich auf diesen Mangel einstellen.
Mit welchen Folgen?
Viele junge Menschen konfrontieren uns mit überhöhten Gehaltsvorstellungen. Das Wissen über Lebensmittel und Ernährung ist zudem erschreckend gering. Dabei muss man feststellen, dass wir unseren Mitarbeitern einen krisenfesten Job in einem erfolgreichen Unternehmen bieten, monatliche Essensboni, familienfreundliche Arbeitszeiten, attraktive Entlohnung und vieles mehr.
Muss sich die Branche nicht auch ein wenig selbst an der Nase nehmen?
Natürlich, wir Fleischproduzenten haben ein Imageproblem. Unsere Branche hat die Kreativität und Vielfältigkeit des Berufes viel zu lange vernachlässigt. Zu viele Menschen denken auch heute noch beim Fleischer an unwirtliche Arbeitsverhältnisse.
Themenwechsel: Nachdem sich die Energiekostenlage entspannt, scheint der Schweinepreis durch die Decke zu gehen?
Wenn es so weitergeht, wird der Schweinepreis Richtung 2,50 Euro gehen. Das ist ausgesprochen herausfordernd für die Verhandlungen mit unseren Kunden.
Viele in der Branche klagen, dass man auf den Preis reduziert wird?
Gott sei Dank ist das nicht bei allen Kunden so. Es gibt auch viele Partner, die auf Qualität setzen. So wie wir es ohne Wenn und Aber tun. Lebendiger Ausdruck unseres Strebens ist die Verleihung des Salzburger Landeswappens durch Landeshauptmann Wilfried Haslauer vor Kurzem.
Zum Abschluss – die Stärken von Ablinger in Schlagworten?
Familienbetrieb mit Leib und Seele, hohe Mitarbeiterkultur, Qualität und Zuverlässigkeit.