Konditorei - Reportage 

Genuss und Gemütlichkeit

Ein Artikel von Andrea Sturm | 08.03.2023 - 21:05
IMG_0307.jpg

Familienbetrieb (v.l.): Sophie, Josef und Romana Illecker wissen, was den Kunden schmeckt. © Andrea Sturm

Gleich beim Betreten der Konditorei Illecker fällt der Blick auf die große Vitrine mit verlockenden Köstlichkeiten. Um die Faschingszeit dominieren die Krapfen, von denen es zehn Sorten gibt, sommers kommt eine Eisvitrine  hinzu, ab September stehen die Zeichen wieder auf Lebkuchen. Laufend gibt es Torten, Kuchen und andere kleine Leckerbissen. „Bei uns entsteht alles in Handarbeit“, erzählt Sophie Illecker, „von der Teigzubereitung über die Füllungen, die Verzierungen bis hin zur Verpackung.“

Die junge Konditorin steht selbst gern in der Backstube. Obwohl sie sich zuerst für den Beruf als  Volksschullehrerin entschieden hatte, war die heimische Konditorei im Endeffekt doch verlockender.  Nach mehreren Jahren Lehrtätigkeit absolvierte sie Meisterkurs und -prüfung berufsbegleitend. „Konditor ist ein sehr kreativer Beruf, und es ist schön, die Ergebnisse seiner Arbeit immer gleich vor Augen zu haben“, betont Sophie Illecker.

Schwerpunkt Lebkuchen

IlleckerIMG_0289.jpg

Genussorientiert: Sophie Illecker mit den ganzjährig verfügbaren  Lebkuchen. © Andrea Sturm

Besonders beliebt und nicht nur in der Konditorei selbst, sondern auch in Regionalläden und winters im Onlineshop erhältlich ist der Lebkuchen aus Illeckers Backstube. Von September bis Dezember sind es über 50 Sorten, aus denen die Genießer wählen können, doch ein durchaus reichhaltiges Grundsortiment gibt es das ganze Jahr. Klassisiche Lebkuchen mit oder ohne Schokoladenüberzug, Exotisches wie Ananas-Marzipan-Fülle oder neu gedachte Geschmackskombinationen wie Florentiner Lebkuchen: „Es kommen immer neue Sorten dazu, viele davon mit Regionalbezug“, erzählt Sophie Illecker, „da gibt es beispielsweise Maultrommellebkuchen, weil in der Region viele Maultrommelbauer beheimatet waren, oder den Wallfahrerlebkuchen.“

Regional denken

IlleckerIMG_0294.jpg

Köstliche Regional-Spezialität: Das Oberösterreich-Dessert © Andrea Sturm

Neue Spezialitäten entstehen ebenfalls gerne mit Regionalbezug – so etwa das Oberösterreich-Dessert mit  Walnüssen und Mostcreme, mit dem Josef Illecker einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen hat. Auch die sommers beliebten Eissorten werden im Haus gemacht. Neben den Klassikern gibt es in der Eisvitrine auch Lebkucheneis und Konfekt-Eis.

Bei den Zutaten aller Illecker-Köstlichkeiten achtet man auf Regionalität. „Wir sind ein AMA-Gütesiegel-Betrieb und müssen daher, wo immer es möglich ist, österreichische Zutaten verwenden. Meist ist das ohnehin auch eine Qualitätsfrage, aber manchmal ist der Preisunterschied ohne ersichtlichen Grund massiv – etwa bei Butter“, erklärt Sophie Illecker.

„Wir müssen dabei die Preissteigerungen der letzten Monate natürlich weitergeben, aber unsere Kunden sind da verständnisvoll und gönnen sich auch weiterhin den kleinen Luxus von Kaffee und Kuchen.“ Auch oder vielleicht gerade in Krisenzeiten wissen die Kunden den Wert von regionaler Handarbeit zu schätzen, ist sie überzeugt: „Die Leute wissen, dass die handwerklichen Produkte mehr Arbeit benötigen, und akzeptieren den Preis dafür. Sie wollen auch zunehmend genau wissen, welche Rohstoffe verarbeitet sind, und wenn man alles selbst macht, weiß man das.“

Mutige Entscheidung

IlleckerIMG_0306.jpg

Backen mit Herz © Andrea Sturm

Vater Josef Illecker hatte das Handwerk in Linz bei Leo Jindrak gelernt. Als er sich nach der Meisterprüfung entschloss, im Jahr 1985 einen eigenen Betrieb zu eröffnen, meinten einige, der Ort sei zu klein für eine große Konditorei. Tatsächlich aber haben Josef und Romana Illecker damals Weitblick bewiesen: Backstube und Café können auch heute einheimische wie reisende Gäste verkraften, ebenso wie die gesteigerte Produktion, die immer mehr Lebkuchen-Gourmets mit ihren Lieblings-Gustostückerln versorgt.

Die Backstube selbst wirkt durchdacht und geräumig. „In der Lebkuchen-Hochsaison kann es durchaus eng werden, aber das ist auch ein Vorteil, weil man schnell den Überblick hat und jeder weiß, was der andere gerade macht“, schmunzelt Sophie Illecker. Vater Josef Illecker, der auch in der Ausbildung als Prüfer und bei Wettbewerben wie dem internationalen Konditorenwettbewerb als Juror aktiv ist, steht seiner Tochter in der Backstube sowohl mit Rat als auch mit Tat zur Seite. „Ich schätze mich glücklich, auf die 30-jährige Erfahrung meiner Eltern zurückgreifen zu können“, betont Sophie Illecker. Auch sonst ist die Bezeichnung Familienbetrieb bei Illeckers kein Marketing-Schlagwort, sondern gelebte Realität.

„Die Familie hat von Anfang an mitgeholfen. Jeder hat seine Stärken, die einen in der Backstube, die anderen im Service oder in der Verpackung und beim Transport.“ Auch an der Produktentwicklung ist die erweiterte Familie nicht unerheblich beteiligt, denn neue Sorten werden zuerst einmal im Familienkreis verkostet.

Starkes Handwerk

IlleckerIMG_0300.jpg

Sophie Illecker setzt wie ihre Eltern auf Handarbeit. © Andrea Sturm

Qualität und Kreativität sind die Stärken des Handwerks gegenüber industrieller Herstellung, ist Sophie Illecker überzeugt: „Auch, dass man auf die saisonalen Eigenschaften der Rohstoffe eingehen kann und nicht von den Lieferanten verlangt, dass alles immer genau gleich ankommt. Daraus können sich durchaus auch neue Ideen ergeben.“